Mein Leben war normal, fast schon langweilig. Bis ich in eine Situation geschlittert bin, die mein gesamtes Leben auf den Kopf gestellt hat. Früher haben meine Gedanken um gute Noten gekreist, heute sind sie viel primitiver:
Ich will überleben.
Und das schaffe ich nicht an der Seite eines Mafia Bosses, der mich nicht mehr gehen lassen will. Doch auch er lässt mich nicht kalt.
Ich liebe es von ihm gemustert zu werden. Seine „Prinzessin“ zu sein und doch bin ich seine Gefangene.
Was er nicht weiß, wenn er mein Geheimnis erfährt, wird er mich auf der Stelle töten. Wenn…
Bist du bereit dich verführen zu lassen?
„Mari!“ Die schrille Stimme meiner Freundin reißt mich aus dem Aufsatz, den ich eigentlich schon lange hätte fertig schreiben sollen. Ich blicke auf.
Sie hämmert so laut an der Tür, als würde ihr Leben davon abhängen, ob ich sie rein lasse oder nicht. „Mari! Jetzt mach schon!“ Aus ihr spricht eine solche Panik, dass ich gar nicht anders kann, als aufzuspringen und die Tür auf zu reißen, gerade als sie wieder ausholt, um lautstark anzuklopfen. Ihre Faust trifft meine Nase und ich stolpere mit Tränen in den Augen zurück.
„Verdammt!“
Als hätte sie gar nicht mitbekommen, dass sie mich beinahe ausgeknockt hätte, stürmt sie in die Wohnung, schmeißt die Tür hinter sich zu, sodass meine Gläser im Schrank daneben klirrend gegen einander schlagen und hakt das Schloss ein. Zusätzlich dreht sie mit fahrigen Bewegungen den Schlüssel im Schloss, lässt ihn aber in der Tür stecken. Dann schaut sie sich panisch um, rennt zu meinem einzigen Sessel, auf dem ich gerade noch gesessen habe und schiebt ihn ächzend vor die Tür. Doch das scheint ihr noch immer nicht zu reichen. Sie rennt wie eine Furie in meiner Wohnung herum, reißt die Küchenschränke auf und befördert meine größten beiden Messer zur Tage.
Und all das, während ich noch immer dabei bin, mir mit verschleierter Sicht die Nase zu halten und tief zu atmen, damit ich nicht wie ein Baby zu heulen anfange. Obwohl das doch eigentlich schon vorprogrammiert ist, wenn einem jemand auf die Nase boxt. Endlich habe ich mich wieder so weit im Griff, dass ich sprechen kann, ohne verheult zu klingen. „Was ist denn los?“ Vallie, die bis gerade eben noch in ihrer eigenen Welt gefangen war, schreckt auf und reißt die Messer, die sie kampfbereit in ihren Händen hält, zu mir herum. Sofort trete ich einen Schritt zurück und halte ergeben die Hände in die Luft.
Erst jetzt scheint sie mich zu erkennen, denn sie blinzelt kurz und lässt die Messer dann sinken.
Ihre Schultern sacken herab und sie schluchzt leise auf. „Mari, ich habe einen gewaltigen Fehler gemacht.“ Als hätte sie plötzlich all ihre Kraft verlassen, lässt sie sich auf den Boden sinken, die Messer zu beiden Seiten ihrer Beine abgelegt. „Erinnerst du dich noch daran, dass ich diesen einen Typen kennengelernt habe?“ Ich runzle die Stirn. „Den mit den Tattoos?“ Sie nickt erschlagen. „Ich habe einen Fehler gemacht. Ich hätte auf ihn hören sollen, als er mir anbot zu gehen. Doch jetzt stecke ich da mit drin, dabei will ich das doch gar nicht.“ Sie fängt an wild Wörter durcheinander zu werfen, sodass ich kein Wort von dem verstehe, was sie mir eigentlich sagen will.
„Halt mal ganz kurz die Luft an, ich verstehe nur Bahnhof, ehrlich gesagt.“ Vorsichtig wage ich mich ein paar Schritte auf sie zu. Noch immer auf der Hut, weil sie keinen stabilen Eindruck macht und ich keinen gesteigerten Wert darauf lege, Bekanntschaft mit meinen Küchenmessern zu machen, die ich erst vor kurzem geschärft habe. Sie starrt mich an. „Ich habe einen Fehler gemacht. Der Typ mit dem ich gevögelt habe, er hat mich gewarnt, doch ich wollte nicht auf ihn hören. Und dann kam er an mit dieser tollen Idee und ich dachte, warum nicht, könnte doch lustig werden, doch es ist alles gründlich schief gegangen und ich sitze so tief in der Scheiße, dass ich da wahrscheinlich nie wieder raus kommen werde. Ich habe es so verkackt, Mari.“
Ich setze mich zu ihr auf den Boden und versuche sie in den Arm zu nehmen, doch da reißt sie bereits wieder die Messer in die Luft, also bleibe ich lieber auf Abstand. „Ich verstehe immer noch nichts, Val. Du musst schon deutlicher werden, wenn du willst, dass ich dir helfe. Deswegen bist du doch hier?“
Sie nickt wie wild. „Wir müssen hier weg. Am besten aus dem Land raus, wobei, da werden sie uns auch finden. Das ist doch wie im Film, die haben da doch diese ganze Hightech Scheiße, mit denen sie uns orten können. Wir müssen an einen Ort ohne Internet und Strom und…“
Ich halte ihr kurzerhand den Mund zu. „Könntest du dich vielleicht erst einmal beruhigen, bevor du großartig Fluchtpläne schmiedest?“ Ich würde ja jetzt gerne lachen, um die Spannung ein wenig zu lösen, doch innerlich spüre ich, dass hier etwas ganz und gar nicht in Ordnung ist und ich lieber ganz schnell herausfinden sollte was, denn sonst sitzen wir noch tiefer in der Scheiße als sowieso schon. Denn wenn ich richtig kombiniert habe, hat Vallie mich gerade in ihren Mist mit hinein gezogen. Und ich bin mir noch nicht sicher, ob ich sie dafür erwürgen soll oder erst einmal, ich weiß auch nicht, sie in die Dusche stecken, damit das kalte Wasser ihren Kopf frei wäscht?
Vallie reißt meine Hand von ihrem Mund. „Hör mir zu, Mari. Sie werden gleich hier sein, lass nicht zu, dass sie mich mitnehmen! Bitte, lass es nicht zu.“ Ein herzzerreißender Schluchzer dringt aus ihrer Kehle. Sie schaut mich so verzweifelt, hilfesuchend an, dass ich gar nicht anders kann als einzulenken.
„Okay, ich helfe dir. Setz dich am besten auf mein Bett. Ich rufe die Polizei, die kommen und beschützen uns vor wem auch immer.
“ Sofort ziehe ich mein Handy aus der Tasche und wähle. Ich weiß zwar nicht, was hier los ist, aber wenn es Vallie so schlecht geht, dann kann die Polizei sie vielleicht besser beruhigen als ich es kann.
„Sie haben den Notruf gewählt, wie kann ich Ihren helfen?“
Ich atme tief durch. „Hallo, meine Freundin ist gerade total hysterisch bei mir aufgetaucht und meint, dass sie verfolgt wird.“
„Wo befinden Sie sich gerade?“
„In meiner Wohnung.“ Ich gebe die Adresse durch. „Können Sie jemanden schicken?“
„Natürlich. Ich schicke sofort einen Einsatzwagen zu euch. Bleibt ganz ruhig und öffnet nicht die Tür.“
Vallie sitzt noch immer auf dem Boden. Ihre Knöchel setzen sich weiß auf ihrer sowieso schon sehr hellen Haut ab, so fest hält sie die Messer umklammert.
Ich hocke mich zu ihr. „Die Polizei ist unterwegs. Soll ich dir vielleicht einen Kaffee kochen, oder doch lieber einen Tee? Ich glaube nicht, dass du jetzt Kaffee trinken solltest.“
Sie nickt nicht einmal, sondern starrt weiter die Tür an.
Ich seufze und mache mich daran den Wasserkocher zu befüllen, lasse meine Freundin dabei aber nicht aus den Augen. Wer weiß, was sie in ihrem Zustand mit den Messern anstellen wird. Vielleicht hätte ich sie ihr gleich als erstes abnehmen sollen.
Ich stelle den Wasserkocher an und hocke mich dann wieder vor sie. Val ist erstaunlich still gewesen in den letzten Minuten und jetzt weiß ich auch, warum.
Sie starrt die Tür an, doch die polternden Schritte vor der Tür kann ich selbst durch das Tosen des Wasserkochers nicht überhören.
Und plötzlich bekomme auch ich es mit der Angst zu tun. Heilige Scheiße, was wenn sie recht hat? Wenn sie die Wahrheit gesagt hat und jetzt irgendwelche zwielichtigen Typen ankommen und uns bedrohen wollen? Sie entführen wollen?
Mein Herz beginnt zu rasen, als die Schritte lauter werden und dann abrupt vor meiner Wohnungstür verstummen. Panisch schaue ich mich nach einer Fluchtmöglichkeit um, doch die gibt es nicht. Ich befinde mich im obersten Stock eines Wohnkomplexes und es gibt keinen zweiten Ausgang. Jetzt bin ich froh, dass sie meinen Sessel von innen vor die Tür gestellt hat, denn es rüttelt gefährlich gewalttätig am Türknauf.
Oh nein!
Ich greife nach meinem Handy, was ich neben mir auf dem Boden finde und wähle mit zitternden Fingern noch einmal die Nummer der Polizei. Währenddessen bete ich zu allem, was da im Himmel möglicherweise sein könnte, dass uns nichts passiert.
Als es kracht, zucken wir beide zusammen.
Das Handy fällt mit einem dumpfen Knall auf den Boden und ich höre die Stimme der Polizistin am anderen Ende der Leitung. Doch mein Hals ist wie zugeschnürt. Ich kann nicht mehr sprechen. Aus meinem Mund kommt nur ein leises Ächzen, was von den Geräuschen um mich herum übertönt wird.
Ein lautes Krachen hallt in dem einen Raum wider, den ich meine Wohnung nenne, als die Tür zersplittert.
Vallie hält zitternd die Messer in die Luft und ich umgreife ihren einen Arm, weil ich auch eine Waffe brauche.
Gemeinsam starren wir auf die Typen, die sich gerade gewaltsam Zutritt zu meiner Wohnung verschafft haben. Sie sehen gefährlich aus. Und ich wünsche meine Freundin augenblicklich zum Teufel, als ich sie sehe. Ohne sie wäre ich gar nicht in diese Situation gekommen!
Das Wasser fängt blubbernd zu kochen an, während die Männer meinen Sessel beiseite schieben und nacheinander meine Wohnung betreten.
Mir ist schlecht vor Angst. Ich habe das Gefühl mich gleich übergeben zu müssen und doch bleibe ich genau hier neben Vallie auf dem Boden sitzen und warte ab, was passiert. Eine andere Wahl habe ich ja auch kaum.
Sie umzingeln uns und wir müssen unsere Köpfe in den Nacken legen, um zu ihnen aufzuschauen. Und dann holt der Mann vor uns eine Pistole aus seinem Hosenbund, entsichert mit einem unheilvollen Klicken die Waffe und richtet sie auf Vals Kopf.
„Lass die Messer fallen!“ Seine schneidende Stimme sorgt dafür, dass ich all den Widerstand, den ich möglicherweise gehabt hätte, über Bord werfe und zitternd alles tun würde, was er verlangt. Das, in Kombination mit der Pistole, die noch immer auf Vallies Kopf gerichtet ist, lasse ich meine Hände sinken.
Meiner Freundin geht es offensichtlich genauso, denn sie lässt klirrend die Messer fallen, die in meinem Boden stecken bleiben und leicht erzittern.
„Aufstehen!“ Seine donnernde Stimme lässt mich sofort aufblicken. Die Waffe fällt mir als erstes in den Blick. Sofort kommen wir seinem Befehl nach. Wir helfen uns gegenseitig auf die Beine und klammern uns schlotternd an einander.
Einer der Männer reißt Val von mir weg und ich schwanke, wage es aber nicht mich zu bewegen, als er ihr ein Tuch auf den Mund drückt, meine Freundin die Augen verdreht und in den Armen des Typen in sich zusammen sackt.
Mir entweicht ein entsetzter Laut, während ich einfach nur wie erstarrt stehen bleibe und Vallie anstarre.
„Wie viel weißt du?“
Ich realisiere erst das der Typ mit mir redet, als er mich mit seiner Pistole anstubst und ich keuchend zurück weiche.
Eckdaten zum Buch:
Arbeitstitel des Buches:
The Deal
Genre:
Dark Romance
Titelart:
Erster Teil einer Dilogie
Erzählperspektive:
Ich-Erzähler
Zielgruppe:
Frauen 18-35 Jahre
Umfang des Manuskripts:
aktuell 400 Normseiten/geplant ca. 600 Normseiten