Mein Leben war okay. Nicht perfekt, doch ich war beschäftigt meine Dämonen von mir fern zu halten. Bis er kam.
Er, der meine Welt auf den Kopf gestellt hat. Er, der mich entführt hat. Er, der meine Dämonen wieder an die Oberfläche bringt. Er, der mich zu etwas formt, was ich nie sein wollte. Er, der das Böse verkörpert. Und doch bin ich an seiner Seite wieder lebendig. Bis… ja, bis die Welt plötzlich aus den Fugen gerät und ich nicht mehr ziwschen gut und böse unterscheiden kann. Bis ich die Böse bin, vor der die Welt gerettet werden muss. Aber ich bin unaufhaltsam!
Bist du bereit dich verführen zu lassen?
ER
Die Stille erdet mich. Sobald wir kommen, verstummen sogar die Vögel. Als würden sie die Gefahr spüren, die wir ausstrahlen. Ein Blick auf Hunter reicht, damit die meisten Menschen einen großen Bogen um uns machen. Ich liebe den Funken der Angst in ihren Augen, wenn ich ihn von der Leine lasse.
„Fass, Hunter.“ Er rennt los.
Ich höre einen Schrei und zünde mir eine neue Zigarette an.
Wie ich es liebe meine Arbeit nicht selbst verrichten zu müssen. Langsam schlendere ich auf die Beiden zu. Gerade noch so kann ich den Arm erkennen, bevor er in Hunters Kehle verschwindet.
Ich lehne mich gegen einen Baum und beobachte die Situation.
Das praktische an Hunter ist, bei ihm brauche ich mir keine Mühe machen die Leiche loszuwerden, er frisst alles. Hyänen sind so verdammt praktisch.
Ich hebe mein Handy ans Ohr und atme eine Wolke Rauch aus. „Habt ihr alles erledigt? Das Geschenk ist bereit verpackt zu werden.“ Schnell lege ich auf und trenne mit meiner Axt den Kopf vom Hals. Ein Geschenk an seine Freunde, die uns beschissen haben. Die Skulls hintergeht niemand. NIEMAND. Und schon gar nicht der Club, mit dem wir Geschäfte machen.
Ihr beschissener Plan nur Attrappen anstatt richtiger Waffen zu schicken, war ein Streich zu viel. Ich kann nur mit Leuten arbeiten, auf die ich mich verlassen kann. Durch diesen Scheiß habe ich drei gute Männer verloren. Also müssen sie bezahlen.
JACKIE
„Baby, komm her. Du hast einen neuen Kunden.“ Seufzend befestige ich die Perücke auf meinen Haaren und tusche meine Wimpern.
„Tisch 3.“
Mit entsprechendem Hüftschwung mache ich mich auf den Weg zu Tisch 3. Den Mann kenne ich schon. Ein einfacher Biker, der gerne in unsere Bar kommt. Generell kommen hier nur zwielichtige Typen her. Aber wo anders konnte ich keine Arbeit finden und anfangs habe ich das Tanzen geliebt. Die Aufmerksamkeit. Die Pfiffe. Die anerkennenden, sehnsüchtigen Blicke.
Bis es mehr wurde. Schwanzlutschen ist mittlerweile meine häufigste Tätigkeit. Ich bin gefragt, was gutes Geld bringt, aber ich hasse es, die Schwänze dieser Pisser zu lutschen.
Dennoch schenke ich dem ersten Arschloch für heute ein flirtendes Lächeln und streiche ihm mit meinen künstlichen Nägeln über die Brust, was ihn zum Beben bringt.
Das gute an Stammkunden ist, ich weiß was sie anmacht und wie ich sie von mir abhängig mache.
Geschickt öffne ich seine Hose und hole den kleinen, steifen Pimmel heraus. Sofort stülpe ich ein Kondom drüber.
Ohne viel Vorspiel nehme ich ihn in den Mund und beginne zu saugen. Seine Hand in meinen Haaren ist eher niedlich als wirklich dominierend. Innerhalb kürzester Zeit habe ich ihn soweit, dass er stöhnend ankündigt zu kommen.
Sofort hole ich ihn aus meinem Mund und wichse zu Ende.
Ich lasse niemand in meinen Mund kommen, selbst mit Kondom. Dieses eine meiner Prinzipien habe ich noch nie, bei keinem einzigen Kunden, gebrochen. So sehr mein Boss mich auch dazu zwingen will. Das tue ich nicht. NIE.
Beim Aufstehen lecke ich Arschloch Nummer eins ein letztes Mal über die Wange und schenke ihm mein Verführerlächeln, damit er bald wieder kommt.
Erst dann drehe ich mich um, achte darauf, dass mein Hintern perfekt in Szene gesetzt ist und marschiere an starrenden Blicken vorbei an die Bar.
„Baby?“, zieht mein Biss meine Aufmerksamkeit auf sich. „Wir haben heute eine private Besprechung. Ich will dich als Tänzerin und für Einzelleistungen dabei haben.“
Gedanklich rechne ich das Geld gegen die Gefahr und nicke dann. Eine große Wahl habe ich nicht. Auf uns Mädels wird zwar grundlegend aufgepasst, aber aus diesem Laden kommt man doch nicht wieder raus, wenn man weiter leben will.
So viele zwielichtige Gestalten, wie hierher kommen… Die Kunden lassen sich darauf ein uns nur in dem Laden haben zu können, würden wir hier nicht mehr arbeiten, wären wir Freiwild. Allein bei dem Gedanken daran schaudert es mich.
Aus dem Hinterzimmer heraus beobachte ich wie gefühlt zwei komplette Clubs hier antanzen, die sich definitiv nicht wohlgesinnt sind.
Ich beobachte nur, wie der eine dem anderen zur Begrüßung vor die Füße spuckt und sie sich kaum eines Blickes würdigen. Selbst von hier hinten weiß ich, dass sie alle bis an die Zähne bewaffnet sind. Und da sollen ich und ein paar andere Mädels rein gehen? Mein Boss hat sie definitiv nicht mehr alle. Ich knabbere schon seit einiger Zeit an dem Gedanken, dass er geldgeil geworden ist und uns immer größerem Risiko aussetzt, doch ich kann hier so oder so nicht weg.
Gemeinsam schlendern wir in den Raum und teilen uns auf.
Mein Blick verweilt bei einem Mann, den ich beim Reinkommen gar nicht bemerkt habe, was ein Wunder ist, er ist kaum zu übersehen.
Groß, breit, gefährlich. Was nicht nur an der Axt liegt, die er über die Schulter mit sich herum trägt.
Gerade will ich einen großen Bogen um ihn machen, da ich ihn als definitiv gefährlichsten einstufe, als er mich ins Visier nimmt. Beinahe mache ich mir in die Hose.
Mein Herz bleibt stehen und ich kann nur noch starren. Seine Augen wirken im Halbdunkeln mehr schwarz. So, als würden sie jede Farbe absorbieren.
„Komm her, Mädchen.“
Ich will seiner Aufforderung folgen, wirklich, doch dann sehe ich das Tier neben ihm.
Gerade so kann ich meinen Aufschrei zurück halten. Scheiße, ist das eine Hyäne?!
Welcher kranke Typ hält sich eine Hyäne als Haustier?
Sein irrer Blick wandert zu dem Tier und wieder zu mir zurück. Im nächsten Moment perlt sein Lachen durch den Raum. Er wirbelt die Axt einmal durch die Luft, nur, um sie im nächsten Moment geschickt wieder aufzufangen.
Ich schwöre, jeder hält kurz inne, um dem Klang seines Lachens zu lauschen. Irre sexy, meine Vagina tropft allein bei seinem Lachen.
Dieser Mann hat definitiv das Potenzial mich zu zerstören. Ich sollte mich mit dieser Erkenntnis von ihm fern halten. Jetzt erst recht. Doch meine Füße, die sich gerade noch nicht bewegen wollten, rennen nun quasi auf ihn zu. Ich ignoriere das Tier vor seinen Füßen und die Axt in seiner Hand. Mein Gehirn scheint komplett abgeschaltet zu haben, bei seinem Lachen.
Meine Finger strecken sich nach seinen verwuschelten Haaren aus, doch bevor ich ihn berühre, hat seine Hand meinen Unterarm beinahe schmerzhaft umklammert.
Er verdreht in einer blitzschnellen Bewegung meine Hände hinter den Rücken und fesselt sie mit einem Seil.
Ich bin so geschockt, dass ich nicht mal protestiere.
Stattdessen sehe ich mich Sekunden später neben den anderen Mädels auf dem Boden wider. Wir alle gefesselt und eine Waffe an der Schläfe.
Ich wage es nicht zu bewegen, als die Stimme des Irren durch den Raum schallt. Sein Blick gilt nur seiner Axt, doch allein das ist so furchteinflößend, dass ich zu zittern beginne.
„So, wir sind jetzt alle ganz friedlich. Wenn sich auch nur einer falsch bewegt, wird meine Hyäne ihn fressen, habe ich mich klar ausgedrückt?“ Schweigen. Er nickt zufrieden. „Wir werden jetzt abhauen und die Frauen als Geiseln mitnehmen. Wenn ihr mir denjenigen rausrückt, der meinen Club beschissen hat, bekommt ihr vielleicht die ein oder andere wieder. Ihr habt eine Woche Zeit, sonst bringe ich nicht nur die Frauen um, ich hole einen. Nach. Dem. Anderen.“ Er grinst, doch vor meinem inneren Auge läuft ein Film ab, wie ich sexuell missbraucht und dann von besagter Hyäne aufgefressen werde.
Ich höre ein paar der Mädels weinen. Doch ich befinde mich in einer Art Schockstarre. Fügsam stehe ich auf, als es uns befohlen wird und folge den anderen aus dem Raum.
Wir werden durch die Bar getrieben und zur Vordertür hinaus. Niemand versucht uns zu helfen, obwohl offensichtlich ist, was hier abgeht.
Wenn ich eine der anderen Frauen wäre, ich hätte wahrscheinlich auch nicht eingegriffen und versucht zu helfen. Hier gibt es keinen mehr mit Helfersyndrom. Sie sind alle getötet worden. In unserem Stadtteil gilt, sich möglichst aus dem Scheiß der anderen heraushalten, es sei denn man will sterben.
Die Männer drücken uns nach einander in einem Lieferwagen auf den Boden und knallen die Tür hinter uns zu.
Diffuses Licht dringt durch die Schlitze in der Außenwand. Doch das ist das einzige, was ich mitbekomme, während wir von hier weg gekarrt werden.
Panisch versuche ich meine Fesseln zu lösen. Allerdings wird mir schnell klar, dass der Irre sehr gut mit dem Seil umgehen kann. Ich kann meine Hände nicht einen Millimeter bewegen und fühle schon, wie es in meine Haut einschneidet.
Eckdaten zum Buch:
Arbeitstitel des Buches:
Jackie
Genre:
Dark Romance
Titelart:
Einzelband
Erzählperspektive:
Ich-Erzähler
Zielgruppe:
Frauen 18-35 Jahre
Umfang des Manuskripts:
aktuell 60.000 Wörter/geplant 100.000